Resümee Workshop „Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung“

Liebe Elternbeiräte,

am 01.03.2023 fand in den Räumlichkeiten der Heidepänz der Workshop des JAEB zum Thema „Fachkräftemangel in der Kindertagesbetreuung“ statt. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an die Heidepänz für die Möglichkeit den Workshop dort durchführen zu können.

Ziel war ein gemeinsamer Austausch untereinander zu den Themen rund um den Fachkräftemangel, insbesondere wie sich die Situation in den einzelnen Einrichtungen darstellt, ob es Konzepte für Zeiten von Notbetreuungen gibt und welche Einflussmöglichkeiten Eltern in Zeiten von Notbetreuung haben.

Begrüßen durften wir rund 20 Vertreter aus 11 Kitas. Zu Beginn gaben wir als JAEB eine kurze Einführung in das Thema und erläuterten u.a. welche Unterstützung wir in der Vergangenheit für vom Fachkräftemangel betroffene Einrichtungen leisten und welche Schlüsse wir hieraus für die Zukunft ziehen konnten.

Wichtig ist aus unserer Sicht auf die Situation aufmerksam zu machen, vor allem wen sich trotz bereits geführter Gespräche mit dem Träger (grds. 1. Ansprechpartner) keine Verbesserungen ergeben oder ihr den Eindruck habt, dass ihr auf taube Ohren stoßt. Von daher empfehlen wir dann immer einen Elternbrief aufzusetzen, in dem ihr eure konkrete Lage schildert und die Auswirkungen für die Kinder und euch als Eltern. Diesen adressiert ihr an einen großen Verteilerkreis vor allem Verwaltung (Jugendamt), Jugendhilfeausschuss und natürlich an uns. Dann können wir gemeinsam Druck ausüben, Strukturen aufbrechen und vielleicht durch Maßnahmen, die vorher abgeblockt wurden, doch noch Verbesserungen für euch und insbesondere die Kinder erreichen.

Grundsätzlich gilt, dass wenn der Träger die Mindeststundenzahl, die der Betriebserlaubnis zu Grunde liegt, nicht mehr darstellen kann, dies an das Landesjugendamt zu melden ist. Sofern es sich nicht um kurzfristige Einschränkungen handelt (z.B. Erkrankung einer Mitarbeiterin/eines Mitarbeiters lediglich für ein paar Tage) muss der Träger Maßnahmen entwickeln, um eine Gefährdung des Kindeswohls zu vermeiden. Dies kann z.B. in einer Reduzierung der Öffnungszeiten bestehen oder tageweisen Öffnung für einzelne Gruppen. Das Landesjugendamt berät die Träger in diesen Situationen und sucht gemeinsam nach Möglichkeiten mit dem Personalmangel umzugehen. In dieser Situation sollten auch immer die Eltern angehört und ihre Ideen und Vorschläge angemessen berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck hat der LVR als zuständiges Landesjugendamt auch eine Publikation veröffentlicht, die sich mit den aufsichtsrechtlichen Grundlagen zum Umgang mit personellen Unterbesetzungen beschäftigt. Dieses Papier enthält auch eine Maßnahmenübersicht mit Checkliste. Darauf aufbauend gibt es noch eine Vorlage des Landesjugendamtes für den Landesjugendhilfeausschuss, der noch einmal die Aufgaben des Landesjugendamtes bei Personalmangel beschreibt. Beide Unterlagen haben wir als Anlage 1 und 2 diesem Schreiben beigefügt, sodass ihr euch bei Bedarf informieren könnt, wann eurer Träger, welche Maßnahmen ergreifen muss aber auch wie ihr als Elternbeirat von eurem Träger/Kitaleitung beteiligt werden solltet. Unterschieden wird hierbei in der Anlage 1 insbesondere zwischen Maßnahmen zur Prävention und Intervention. Bei Rückfragen hierzu, meldet euch gerne bei uns.

Weitere Themen, die wir angesprochen haben, waren die Wichtigkeit der Transparenz des Ausschreibungsverfahrens (Lasst euch zeigen, wo und wie eine Stelle ausgeschrieben wird. Teilt die Ausschreibung über eure Social Media Kanäle), die Erstattung von Beiträgen für Verpflegung (Sondersituation, die nicht in die Kalkulation eingerechnet ist; ggf. kann auch Mittagessen in der Kita abgeholt werden für Kinder, die zu Hause betreut werden müssen) und die Erstattung von Elternbeiträgen generell (wenn euch dieses Thema näher interessiert, können wir euch bei Bedarf eine Einschätzung einer Rechtsanwältin zur Verfügung stellen, die hierzu auf einer Infoveranstaltung des Landeselternbeirats vorgetragen hat).

Für einen Überblick für euch, welche Berufsabschlüsse Voraussetzungen für den Einsatz als pädagogische Fachkraft, als weitere Fachkraft oder als Ergänzungskraft nach der aktuellen Personalverordnung sind, haben wir euch eine Übersicht als Anlage 3 beigefügt, welche vom Erzbistum Köln an seine Kitas herausgegeben wurde. Da sie auf der Personalverordnung fußt sollten die Übersicht mehr oder weniger gleichermaßen für alle Träger gelten.

Nach einer kleinen Stärkung mit Pizza bei der sich untereinander weiter ausgetauscht wurde, berichteten die anwesenden Elternbeiräte über die Situationen in ihren Kitas. Dabei wurde schnell klar, dass (fast) überall der Schuh drückt. Es wurde berichtet über bereits längerfristig unbesetzte Stellen, Reduzierungen von Betreuungszeiten seit einem Jahr, Notbetreuung und die häufige Bitte aus den Kitas die Kinder zu Hause zu betreuen. Im weiteren Verlauf tauschten wir uns über die kurzfristig angedachten politischen Maßnahmen aus, die für Abhilfe sorgen sollen. Die überwiegende Zahl befürwortet den Einsatz von Assistenzkräften zur Entlastung der pädagogischen Kräfte im Bereich Küche, Büro, zum Aufräumen, Putzen oder Waschen; sieht es jedoch kritisch, wenn es um den Einsatz von ungeschulten Kräften als Quereinsteiger geht, die dann auch erst im laufenden Betrieb angelernt werden. Dies kann nur eine zeitlich begrenzte Notlösung sein. Alle waren sich einig, dass man nicht unterscheiden kann zwischen pädagogischen Aufgaben und nicht pädagogischen Aufgaben, die von Quereinsteigern wahrgenommen werden könnten. Letztlich kann jede Situation einen pädagogischen Mehrwert haben, sei es beim Jacke anziehen oder dem Toilettengang. Beim Kita-Personal soll es sich um ausgebildetes Fachpersonal handeln.

In diesem Zusammenhang wurde auch aus erster Hand berichtet, wie wichtig es ist, dass die zukünftigen Fachkräfte bereits in der Ausbildung abgeholt werden. Aufgrund der Rahmenbedingungen, der Bezahlung und fehlender Anerkennung ist die Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin uninteressant oder wird vorzeitig beendet. Viele entscheiden sich auch für ein weitergehendes Studium und stehen dem Arbeitsmarkt „Kita“ dann auch zunächst nicht zur Verfügung.

Damit sich die Träger in Troisdorf nicht dauerhaft untereinander das Personal „klauen“, kam die Idee auf eine Art Fachkräftemesse durchzuführen, der überregional beworben wird und auf dem sich Schulen, Träger und Bildungsträger mit Ihren Konzepten vorstellen können. Möglicherweise könnten so Fachkräfte für die Arbeit in einer Troisdorfer Kita begeistert werden. Wir als JAEB haben diese Idee aufgegriffen und auf die Tagesordnung der nächsten AG 78 setzen lassen (Arbeitsgemeinschaft aller Träger) und gleichzeitig im Rahmen der Sitzung des Jugendhilfeausschuss auch noch einmal dem Leiter des Jugendamtes, Herrn Dr. Wüst, präsentiert. Wir sind gespannt, ob die Träger auf die Idee aufspringen und halten euch auf dem Laufenden.

Zum Abschluss des Abends wurde sich dann noch über Konzepte für Zeiten von Notbetreuungen ausgetauscht. Dabei wurde klar, dass es bislang in den wenigsten Kitas entsprechende Konzepte gibt und es bislang so geregelt wurde, dass die Kita über die Einschränkung informiert und man dann hofft, dass genug Eltern (zumeist aber immer die gleichen) ihre Kinder zu Hause betreuen. Dies sorgt jedoch häufig für chaotische Zustände und ist niemanden dienlich. Daher sollte für den Fall der Fälle ein Konzept vorhanden sein, dass genaue Abläufe definiert und allen transparent darlegt, welche Kinder betreut werden können. Es ist klar, dass man in solchen Fällen nicht allen gleichermaßen gerecht werden kann, aber fest steht auch, dass Entscheidungen getroffen werden müssen und dann doch besser auf einem vorher festgelegten Weg, der versucht alle mitzunehmen.

Dankenswerterweise hatte sich Tobias Hupp aus der städt. Kita Am Krausacker bereit erklärt, dass dort vor Kurzem erarbeitete Konzept vorzustellen. Alle Infos hierzu findet ihr in den Anlagen 4,5 und 6 zu diesem Schreiben. Gerne könnt ihr das Konzept (welches im Übrigen mit Vertretern des Trägers – der Stadt Troisdorf – erstellt wurde und damit insbesondere für alle städt. Kitas interessant sein könnte) auch für eure Kita nutzen. Bei Rückfragen könnt ihr euch auch direkt an Tobias wenden (tobias@huppweb.de).

Ein weiteres Konzept beruht zunächst auf der Organisation unter den Eltern. Hierbei wird, wenn klar ist, dass nur ein Teil der Kinder betreut werden kann, durch die Kita zunächst eine Abfrage (vergleichbar Doodle) mit dem https://terminplaner.dfn.de/ verschickt, die bereits eine Info über die Anzahl der zur Verfügung stehen Plätze und wenn möglich auch der anwesenden Erzieher/innen enthält. Hier tragen sich alle Eltern zunächst ein, wenn sie einen Bedarf haben (klären also im Vorfeld, ob eine Betreuung anderweitig dargestellt werden kann). Dabei ist zunächst egal, ob die max. Anzahl der zur Verfügung gestellten Plätze überschritten wird, denn es soll explizit nicht gelten, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sofern die Anzahl der zur Verfügung stehenden Plätze überschritten wird, greift im zweiten Schritt ein Kriterienkatalog, bei dem vorab die Eltern der Kita bereits mitgeteilt haben, was auf sie zutrifft (u.a. Alleinerziehend und berufstätig, beide Eltern berufstätig, Elternzeit, freie Tage). Danach entscheidet die Kita dann, wem ein Platzangebot gemacht werden kann. Dabei können aber immer auch individuelle Härten durch die Kita berücksichtigt werden. Damit nicht beispielsweise bei länger andauernden Einschränkungen immer die gleichen Kinder kein Platzangebot bekommen (alle Kinder haben einen Anspruch auf Betreuung, Bildung und auf Förderung ihrer Persönlichkeit), wurde festgehalten, dass bei Einschränkungen von länger als zwei Wochen, alle gleichermaßen zurückstecken müssen. Solltet ihr an diesem Konzept interessiert sein, schreibt uns gerne an, wir stellen dann den Kontakt mit dem entsprechenden Elternbeirat der Kita her.

Als letzte Idee wurde noch kurz die Idee einer „Personalampel“ diskutiert, die derzeit auch in einer Einrichtung in Ausarbeitung ist. Dabei werden die Eltern präventiv in der Kita oder digital (bei Nutzung einer App) auf die aktuelle Personalsituation aufmerksam gemacht und darauf vorbereitet, dass es womöglich zu Engpässen kommen könnte. Grün steht dabei für alles ok. Selbst wenn jetzt jemand ausfällt, kann dies mit dem vorhandenen Personal aufgefangen werden. Gelb steht für Achtung. Es gibt bereits Abwesenheiten des Personals sei es aufgrund Urlaub, Krankheit oder Fortbildung. Sollte jetzt noch jemand dazu kommen, wird es zu Einschränkungen kommen. Rot steht final für die Zeit von Einschränkungen. Solltet ihr auch hierzu weitere Infos benötigen, meldet euch gerne, wir vermitteln den Kontakt.

Wichtig ist: Beteiligt nach Möglichkeit die Eltern in eurer Kita bei der Einführung eines Konzeptes, um eine breite Akzeptanz zu erreichen. Solltet ihr Probleme haben in eurer Kita ein entsprechendes Konzept einzuführen, weil zum Beispiel eure Leitung sich querstellt, meldet euch bei uns. Wir unterstützen euch gerne.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass allen Teilnehmern des Workshops klar war, dass der Fachkräftemangel uns noch länger beschäftigen wird und ad-hoc Maßnahmen nur etwas Abhilfe schaffen können. Deshalb wollen wir euch bestmöglich unterstützen mit Einschränkungen in eurer Kita umzugehen, auf städt. Ebene auf eure Situationen aufmerksam machen, damit nicht der Eindruck entsteht in Troisdorf haben wir keine Probleme und gleichzeitig arbeiten wir zusammen mit dem Landeselternbeirat daran, auf Landesebene die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.

Als Outcome aus dem Workshop sind wir auch derzeit dabei eine Umfrage zu erstellen, um etwas mehr über die Situation in eurer Kita zu erfahren, insbesondere wie häufig die Eltern aushelfen, damit es erst gar nicht zur Notbetreuung kommt.

Zusätzlich bitten wir euch jetzt schon uns über aktuelle Einschränkungen in eurer Kita zu informieren. Schreibt doch bitte einmal kurz zusammen, wie die letzten Wochen oder Monate sich bei euch dargestellt haben, wie euch und die anderen Eltern die Situation vor Herausforderungen stellt und natürlich auch wie die Kinder möglicherweise unter der Situation leiden. Wir als JAEB möchten dem Jugendhilfeausschuss gerne in der nächsten Sitzung eure Rückmeldungen präsentieren und auf die Probleme nochmals eindrücklich aufmerksam machen. Ob das das Motto der Stadt „Troisdorf eine Familienangelegenheit“ für den Bereich der Kindertagesbetreuung gilt, wird sich dann herausstellen.

Wir bedanken uns für den regen Austausch und die Teilnahme und freuen uns schon auf den nächsten Workshop mit hoffentlich noch mehr Teilnehmern. Solltet ihr hierfür Themenwünsche haben, meldet uns diese gerne per E-Mail.

Viele Grüße

Euer JAEB Troisdorf 2022/2023

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